Kaum ein anderes neu eingeführtes Objektiv dürfte in der letzten Zeit so viel positive Resonanz erfahren haben wie das Sony AL 4–5.6/70-400 mm G SSM, das 2009 nebst andern Auszeichnungen auch den EISA Award für das «beste Zoom-Objektiv 2009-2010» einheimste. Es gilt wegen der hohen Leistung bei 400 mm Brennweite markenübergreifend klar als das beste Zoom in diesem Bereich. Eine überarbeitete Version –  nun weiss, mit Nanovergütungen und mit einem bis zu 4x schnellerem AF – kommt 2013 auf den Markt; die hervorragende optische Rechnung bleibt.

Das Objektiv ist voluminös gebaut und in ausgefahrenem Zustand wesentlich grösser als das AF 2.8/70–200 mm G SSM. Trotzdem konnte das Gewicht in einem vertretbaren Rahmen gehalten werden, nicht zuletzt dank dem Einsatz von Magnesiumlegierungen und hochwertigen Kunststoffen. Der hintere Objektivteil und die Zoom-Führungen sind vollständig aus Metall gefertigt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Platzierung des Zoomrings vorne am Objektiv. Im praktischen Betrieb macht diese Anordnung aber schnell Sinn: Der Zoomring wird öfter gebraucht als der Fokusring. Er liegt genau richtig, um das recht voluminöse Objektiv zu stützen, wenn man ohne Stativ arbeitet. Beide Ringe sind mit einer weichen und griffigen Gummierung belegt.

Im unteren Brennweitenbereich zwischen 70 mm und 135 mm hat das Objektiv bereits bei Offenblende über das ganze Bildfeld eine fast perfekte Detailauflösung. Abblenden auf f5.6 oder f8 bringt ausser einer Reduktion der leichten Vignettierung praktisch nichts. Das 70-400 G liegt damit gleichauf mit dem hervorragenden 2.8/70-200 mm G SSM, das allerdings – wen wundert’s – bei gleicher Blende etwas weniger vignettiert. Bei 200 mm Brennweite gewinnen einzig die äussersten Ecken durch leichtes Abblenden auf f5.6; sie sind dann eine Spur besser als beim 2.8/70-200 mm G.

Das kleine AF 2.8/200 mm APO ist aber in den Ecken schon bei f2.8 besserals die beiden Zooms bei f5.6 oder f8! Auch im oberen Bereich – bei 300 mm und 400 mm – hat das Objektiv eine hervorragende Leistung (Aufnahme bei 400 mm und Offenblende auf den Seiten 88/89). Man bewegt sich auf dem Level des älteren Minolta AF 2.8/300 mm APO; einzig das neuere Sony AL 2.8/300 mm G SSM sowie das Minolta AF 4.5/400 mm APO G übertreffen das 70-400 mm G SSM noch um eine Kleinigkeit.

Die chromatischen Aberrationen sind bis 300 mm fast perfekt korrigiert. Erst bei 400 mm treten leichte Farbsäume auf, vergleichbar dem Minolta AF 2.8/300 mm APO G. Auch die Verzeichnung ist zumindest im unteren Bereich sehr gut kontrolliert. Erst gegen 400 mm hin wird sie deutlich sichtbar kissenförmig.

Das Bokeh ist über weite Bereiche recht gut; im oberen Brennweitenbereich berichten viele Anwender allerdings von einer teils harschen Zeichnung des Hintergrundes. Dieser Effekt hängt stark vom Abstand zum Motiv sowie von der Distanz zwischen Motiv und Hintergrund ab.

Der Autofokus ist überaus schnell – aber nur, solange der Sensor einen verwertbaren Kontrast detektiert. Ist dies nicht der Fall (und das kommt bei 400 mm ab und zu vor), geht die Kamera-Elektronik in einen enervierend langsamen Suchmodus über. Hier verschenkte Sony bei der ersten (grauen) Version des Objektives unnötigerweise Punkte; inzwischen ist dieser Kritikpunkt aber korrigiert (weisse Version).

Das 70–400 mm G lässt sich durchgehend bis 1.5 m Distanz fokussieren. Bei 400 mm Brennweite kommt man so auf einen Massstab von über 1:4. Das 70–400 mm G ist somit sehr gut für die Aufnahme von scheuen Kleintieren geeignet. Selbst im Nahbereich bei 400 mm und Offenblende bleibt eine ungewöhnlich gute Detailschärfe erhalten.

 

Baujahre Sony ab 2008
Linsen/Glieder 18/12
Länge/Durchmesser 196/94 mm
Gewicht 1490 g (ohne Stativschelle), ca. 1700 g (mit Stativschelle)
Naheinstellgrenze 1.5 m (0.27x)
Filter 77 mm
Bauweise hochwertige Magnesium-Carbonfiber-Fassung
Fokussierung Innenfokussierung, SSM
Sonstiges Abnehmbare Stativschelle, drei Fokus-Stop-Tasten, AF-Bereichs-Begrenzer (voll bzw. unendlich bis 3 m)