Das Minolta 21 1:4.5 von 1961 ist praktisch eine 1:1-Kopie von Ludwig Bertele's epochalem Zeiss Biogon 21 mm 1:4.5 (1952). Inwiefern die Minolta-Version die spektakulären Leistungen des Zeiss-Originals erreicht, muss vorderhand offen bleiben; aussagekräftige Vergleiche der beiden Objektive fehlen. 

Sowohl das Zeiss Biogon als auch die Minolta-Kopie basieren auf Erkenntnissen des russischen Mathematikers Roosinov, der in seinem Patent von 1947 zwei symmetrische konkav-konvexe Menisken nutze, um die natürliche Vignettierung ("Cos4-Gesetz") auszutricksen. Roosinov zeigte damit erstmals einen Weg auf, um die zuvor bei Superweitwinkeln extrem störende Vignettierung weitgehend auszuschalten.

Dieser erste 21mm Superweitwinkel von Minolta wurde bereits ein Jahr später durch eine vereinfachte achtlinsige Version abgelöst. Es ist zu vermuten, dass das Minolta 4.5/21mm das Patent von Berteles Biogon 4.5/21mm verletzte, denn dort werden die beiden vorderen konvex-konkaven Menisken eindeutig als neues - und deswegen geschütztes - Merkmal genannt.


An üblichen spiegellosen Vollformat-Kameras kann das Objektiv zwar problemlos abgesetzt werden, aufgrund des z. B. bei Sony A7 / A9 Kameras rund 3mm dicken Filter-Stacks und der weit hinten liegenden Austrittspupille von symmetrischen Weitwinkeln kommt es jedoch leistungsmässig zu einem starken Randabfall, der auch mit Abblenden auf f16 nicht komplett behoben werden kann. Bei konventionellen (d. h. nicht rückseitig belichteten) Sensoren treten zudem zu den Ecken hin deutliche Farbverschiebungen auf.

 

Minolta 21mm f45

 

MINOLTA 21mm 1:4.5 (9 Linsen / 5 Glieder)

 

Fassung: SR (1962)

 

 

Alles in allem voll abgeblendet recht brauchbar, quasi kein CA, akzeptable Randschärfe, deutliche Vignettierung und Farbdrift am Rand. Bei s/w überhaupt kein Problem, ergibt schöne authentische Bilder mit dem Flair der 60-er. Für qualitativ anspruchsvolle Arbeiten mit voller Auflösung und in Farbe würde ich es nicht unbedingt einsetzen. An APS-C oder erst recht an FT dürften die Einschränkungen kaum noch gelten, allerdings ist da auch die effektive Brennweite (will sagen Bildwinkel) nicht mehr so interessant.

Dennis, www.mi-fo.de